Best Practices für professionelle Anleger bei der Auswahl von Investmentfonds

Best Practice Fondsauswahl

Das KAGB unterscheidet zwischen Privatanleger, die weder professionelle noch semiprofessionelle Anleger sind. Als professioneller Anleger gilt jeder Anleger, der im Sinne von Anhang II der Richtlinie 2014/65/EU als professioneller Kunde angesehen wird oder auf Antrag als ein professioneller Kunde behandelt werden kann. Ein semiprofessioneller Anleger istjener Anleger nach den Kriterien des §1 Abs. 33 des KAGB. Die institutionellen Anleger sollten bei der Auswahl ihrer Investmentfonds stets gut prüfen, welche Titel für ihr Anlageziel sinnvoll sind und den größten Nutzen versprechen.

Dazu gibt es verschiedene Merkmale, die sie im Vorfeld überprüfen können. Wir stellen die wichtigsten von ihnen vor.

Autor: Dr. Jan Neumann

Lesezeit: 10 Min.

30. Juni 2023

Was sind Investmentfonds?

Bei Investmentfonds für professionelle und auch private Anleger wird das von Investoren eingezahlte Geld möglichst renditestark im Rahmen der jeweiligen Anlagestrategie des Fonds am Kapitalmarkt investiert. Dabei ist eine breite Streuung auf verschiedene Wertpapiere oder andere alternative Finanzinstrumente möglich.

Best Practices bei der Auswahl von Investmentfonds

Anlagestrategie und Strategie des Managements

Es existieren unterschiedliche Strategien, die von Investmentfonds und ihren Fondsmanagern verfolgt werden, um das eingesetzte Investmentvermögen zu vermehren:

Diesbezüglich gibt es verschiedene Anlagemöglichkeiten wie zum Beispiel eine Investition in nachhaltige Anlagen, Aktien, in Fixed Income (z. B. Anleihen) Fonds, in Währungen sowie in eine Mischform im sogenannten Multi-Asset. Dazu haben Anleger die Möglichkeit der aktiven Anlagestrategie oder passiven Anlagestrategie. Die institutionellen Anleger bedenken dabei stets, welche Strategien dabei für ihr Anlageziel, ihren Anlagehorizont und ihre Risikobereitschaft am besten geeignet sind. Grundsätzlich können hierbei auch verschiedene Anlageklassen in unterschiedlich ausgerichteten Fonds von Interesse sein.

Die Ziele des Managements und die Zusammensetzung des Vorstandes der Unternehmen sowie die  Managementstrategien sind ebenfalls relevant für die Anleger. Generell wird in einem Fondsprospekt das Anlagespektrum eines Fonds definiert. Hierbei kommt es insbesondere auf die festgelegte Anlagestrategie des Fonds an. Beispielsweise kann ein variabler Aktienanteil von 0 bis 100 Prozent im Prospekt definiert sein, welches jedoch keinesfalls impliziert, dass dieser vollständig ausgenutzt werden muss. Ein institutioneller Anleger sollte sich daher bereits vor Investition in den Fonds mit der Anlagestrategie befassen und sich beim Management nach der internen Strategie erkundigen, sofern diese nicht eindeutig im Fondsprospekt festgelegt ist.

Anlagespektrum

Die Anleger finden im Fondsprospekt Angaben zum Anlagespektrum. Es wird darüber Auskunft gegeben, wie und wo der Fonds investiert ist. Außerdem ob der Fonds z. B. auf ein bestimmtes Thema, eine Region oder eine Branche ausgerichtet ist oder übergreifend funktioniert.

LAIQON bietet z. B. einen Aktienfonds an, der eine überdurchschnittliche Aktienrendite anstrebt. Hierfür investiert der Fonds in wachstumsstarke Unternehmen aus dem europäischen Mittelstand mit einer Marktkapitalisierung von bis zu fünf Milliarden Euro. Die Aktienauswahl bezieht insbesondere Unternehmen mit ein, die einen möglichst hohen Innovationsgrad aufweisen. Daraus resultiert ein regionaler Schwerpunkt auf die deutschsprachigen Länder sowie Skandinavien. Sektoral liegt der Fokus auf den Branchen Industrie, Technologie und Gesundheitswesen. Ein anderer Fonds von LAIQON investiert in fundamental ausgewählte, dividendenstarke Unternehmen weltweit. Die Aktienauswahl bezieht insbesondere Unternehmen mit ein, die einen positiven Beitrag zur Erreichung eines oder mehrerer ökologischer Ziele, abgeleitet aus den im Jahr 2015 verabschiedeten 17 UN Sustainable Development Goals, leisten wollen. Hierbei wird, unabhängig der  Marktkapitalisierung, investiert. Entscheidend bei der Einzeltitelselektion sind, neben den Nachhaltigkeitskriterien,  die Marktpositionierung, Gewinn- und Cashflow-Potential, das Bilanzpotenzial, Bewertung und Managementqualität. Die regionale und sektorale Zusammensetzung des Fonds ergibt sich ausschließlich aus der Auswahl der Einzeltitel.

Im jeweiligen Verkaufsprospekt finden Investorinnen und Investoren detaillierte Angaben darüber, inwiefern ein Fonds ausgerichtet ist und über welche Investitionsvehikel das spezifische Ziel erreicht werden soll. Im Prospekt des Aktienfonds LF-European Hidden Champions I2 von LAIQON heißt es beispielsweise: „Der Fonds strebt als Anlageziel einen möglichst hohen Wertzuwachs an. Um dieses Ziel zu erreichen ist der Fonds zu mindestens 51% in Wertpapieren oder Geldmarktinstrumenten und gleichwohl in Bankguthaben bei Kreditinstituten von Ausstellern mit Sitz in Europa investiert.“

Fondsvolumen

Ein weiteres Kriterium ist das Fondsvolumen des jeweiligen Fonds, welches Investoren bei der Auswahl von Investmentfonds für professionelle Anleger berücksichtigen sollten. Denn das Risiko, dass jene Fonds mit geringem Volumen erfahrungsgemäß relativ schnell wieder vom Markt genommen werden, ist überproportional hoch. Daher lässt sich die Aussage ableiten, dass je mehr Anlegerinnen und Anleger ihr Kapital in einen Investmentfonds anlegen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ebendieser Fonds aufgelöst wird. Die großen Fonds bestehen oft seit mehreren Jahren und werden aufgrund ihrer Größe auch eher selten von einer Schließung bedroht.

Manche Fondsgesellschaften fassen verschiedene Anteilsklassen zu einem Gesamtfonds zusammen, weshalb eine Schließung unwahrscheinlich ist, selbst, wenn die Volumina der jeweiligen Anteilsklassen gering sind.

Fondsperformance

Die Anleger sollten bei der Wahl ihrer Investmentfonds einen Blick in die Vergangenheit werfen, um Aufschluss über die Wertentwicklung des Investmentfonds zu bekommen.

Es liegt nahe, dass die vergangene Performance nichts über die Zukünftige aussagt – retroperspektiv lassen sich allenfalls vergangenheitsbezogene Entwicklungen nachweisen. Allerdings erkennen  Investorinnen und Investoren beim Blick auf die Fondsperformance, wie gut das Fondsmanagement in der Vergangenheit agiert hat – vor allem in turbulenten Zeiten. Hierfür lassen sich Benchmarks oder vergleichbare Fonds heranziehen, die hierdurch Auskunft über die Perfomance in Krisenzeiten als Vergleichsgröße bieten.

LAIQON liefert Anlegerinnen und Anlegern in den Fondsprospekten unterschiedliche Performance-Szenarien – von sehr pessimistisch bis optimistisch. Dies kann institutionellen Anlegern helfen, die mögliche Wertentwicklung des Fonds besser einzuschätzen. Im Basisinformationsblatt des LF-European Hidden Champions I2 heißt es beispielsweise: „Was Sie bei diesem Produkt am Ende herausbekommen, hängt von der künftigen Marktentwicklung ab. Die künftige Marktentwicklung ist ungewiss und lässt sich nicht mit Bestimmtheit vorhersagen. Das dargestellte pessimistische, mittlere und optimistische Szenario veranschaulichen die schlechteste, durchschnittliche und beste Wertentwicklung des Lloyd Fonds - European Hidden Champions - AK R/ der 100% STOXX Europe Small 200 NR (EUR) in den letzten 12 Jahren. Die Märkte könnten sich künftig völlig anders entwickeln.“

Kostenstruktur

Die Kostenstruktur des Fonds spielt eine enorm wichtige Rolle bei der Portfolioauswahl. Je höher die Kosten für einen Investmentfonds sind, desto niedriger ist die Partizipation an der erzielten Performance des Fonds, die sich letztlich auch auf die Rendite der institutionelle Anleger auswirkt. Es gibt verschiedene Kosten bzw. Gebühren, die beim Kauf und Verkauf und für die Verwaltung des Fonds anfallen. So gibt es z. B. Ein- und Ausstiegskosten, Transaktionskosten, Depotgebühren, Kosten für Verwaltung und Erfolgsgebühren.

Die Anleger sollten darauf achten, dass sämtliche Kosten transparent dargestellt werden und Fondsmanager auf Nachfrage weitere Details nennen können.

Diversifikation

Eine breite Streuung ist bei der Geldanlage immer wichtig, denn sie reduziert das immanente Risiko. Investmentfonds für professionelle Anleger sind per Definition bereits breit gestreut, denn sie legen die Investitionssumme ihrer Anlegerinnen und Anleger in verschiedene Vermögenswerte an. Zu den Kriterien, nach denen gestreut wird, zählen z. B. Branchen, Anlageklassen, Regionen und Länder sowie auch Währungen.

Fazit

Bevor sich private als auch institutionelle Anleger für einen Investmentfonds entscheiden, sollten sie diesen auf genau prüfen: Welches Anlageziel hat der Fonds? Welche Kosten fallen an? Wie groß ist der Fonds und wie hat er in der Vergangenheit performt? Passt der Fonds aufgrund seiner Ausrichtung zu meinem Chance-/Risikoanforderungsprofil? Die jeweiligen Verkaufsprospekte geben Aufschluss über diese Punkte und Fondsmanager informieren über weitere Details.

Stets sollten Anleger auf Transparenz in allen Punkten achten – zu den oben genannten Kennzahlen müssen Fondsgesellschaften Auskunft geben. Wer mithilfe der Punkte schließlich einen geeigneten Investmentfonds für sich oder seine Anlegerschaft gefunden hat, kann in diesen investieren.

Spezialtipp: Wie können institutionelle Anleger nachhaltig investieren?

Nachhaltigkeit wird auch im Bereich der Geldanlage immer wichtiger. Vor allem institutionelle Anleger berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien – laut einer Studie von Union Investment waren es 2022 bereits 83 Prozent. Investorinnen und Investoren haben bei der Suche nach sogenannten nachhaltigen Investmentfonds für professionelle Anleger bereits eine große Auswahl, da die Nachfrage in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist.

FAQ zu den Best Practices bei der Auswahl von Investmentfonds

In erster Linie gibt es Publikumsfonds, offene Investmentfonds, geschlossene Fonds und alternative Investments, Aktien-, Misch- und Rentenfonds oder sowie auch Immobilienfonds. Welche Investmentfonds aufgelegt werden, hängt von der jeweiligen Anlagestrategie der Investoren ab und diese wiederum vom Anlageziel, dem Anlagehorizont und der Risikobereitschaft ihrer Anleger.

Spezialfonds sind Investmentfonds, die nur einem begrenzten Kreis von Anlegern, meistens institutionellen, angeboten werden. Anders als bei Publikumsfonds haben private Anleger in der Regel keinen Zugang zu ihnen. Die Klassifizierung des Anlegertyps folgt den Kriterien des KAGB und ist im §1 Abs. 31 ff des KAGB geregelt.

Neben den oben genannten Kennzahlen können Investorinnen und Investoren auch auf die Volatilität sowie die Alpha- und Beta-Werte schauen. Die Volatilität gibt an, wie stark der Kurs eines Fonds schwankt. Je volatiler ein Fonds ist, desto höher kann das Risiko, das Anleger eingehen, sein. Der Beta-Wert zeigt, wie stark ein Investmentfonds mit den Bewegungen der zugrunde liegenden Benchmark (Vergleichsindex) korreliert. Der Alpha-Wert gibt an, um wie viel sich die Wertentwicklung des Investmentfonds positiv vom Vergleichsindex abhebt.

Die Fondgesellschaften müssen in ihren Fondsprospekten ausführlich Auskunft über den jeweiligen Investmentfonds geben. Auch Fondsmanager müssen die Details des Fonds genau kennen und Anlegerinnen und Anleger darüber informieren. Ratingagenturen unterstützen ebenso bei der Auswahl geeigneter Fonds und auch im Internet finden sich wertvolle Informationen.

Ja, das sollten sie unbedingt, denn nicht nur die Qualität des Investmentfonds, sondern auch der verantwortliche Fondsmanager beeinflussen letztlich die Wertentwicklung des Investmentvermögens.

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