Portfolio aufbauen: Das müssen Sie beachten

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Zu jeder Geldanlage gehört in einem ersten Schritt das Aufbauen eines Portfolios. Um eine passende Portfoliostrategie zu finden, sollten Privatanleger im Vorfeld einige Fragen klären. Um welche Fragen es sich in der Praxis handelt und wieso Diversifikation ausschlaggebend ist, erklären wir in diesem Beitrag.

Autor: Dr. Jan Neumann

Lesezeit: 8 Min.

02. November 2023

Was ist ein Anlageportfolio?

Ein Portfolio ist eine Ansammlung verschiedener Vermögenswerte bzw. Finanzprodukte. Diese können z. B. Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe in Form von Zertifikaten sein.

Aus Gründen der Diversifikation, also der Risikostreuung, ist es bei der Portfoliostrategie ratsam, stets in unterschiedliche Anlageklassen, Branchen oder Länder zu investieren, anstatt lediglich auf eine Anlageklasse zu setzen. Resultierend aus der Tatsache, dass Vermögenswerte sich gegenseitig absichern können, lässt sich folgende Annahme treffen: Mit einem Future-Kontrakt kann sich ein Anleger oder eine Anlegerin beispielsweise gegen den sinkenden oder steigendem Rohstoffpreis, zum Beispiel von Weizen, absichern, um im Falle von Preisveränderungen die Verluste zu verringern oder gar auszuschließen.

Das Portfolio wird von Anlegern selbst oder einem Vermögensverwalter aufgebaut und verwaltet. Der Kauf und Verkauf sowie die Verwaltung des Anlageportfolios läuft über ein oder mehrere Depots.

Die Formel für die Sharpe Ratio (inkl. Beispiel)

Eine Risikostreuung, auch als sogenannte Diversifikation bekannt, ist beim Aufbau eines Portfolios unerlässlich. Dazu investiert der Anleger sein Vermögen in diverse Assetklassen, die wiederum eine Mischung unterschiedlicher Untergruppen sowie Finanzinstrumente enthält.

So verteilen Anleger und Anlegerinnen das Risiko, anstatt nur auf eine Art der Anlage, z. B. ein einzelnes Unternehmen, zu setzen. Der Wertpapiermarkt und der Geldmarkt verhalten sich beispielsweise invers. Eine Diversifikation ergibt sich daher als notwendig, denn dies birgt die Gefahr von potenziellen Verlusten.

Wenn Investoren ihr Kapital breit gestreut haben, gleichen im Idealfall gut laufende Anlagen schwächelnde Kurse bzw. Kursverluste in andere Anlageklassen, Länder usw. aus. Um Klumpenrisiken zu vermeiden, die entstehen können, wenn Anleger z. B. nur auf eine Anlageklasse setzen, sollten sie ihr Portfolio entsprechend diversifiziert aufbauen. Hierzu empfiehlt es sich grundsätzlich auch auf die Emittenten und Branchen zu achten.

 

 

Die Asset Allocation

Die unterschiedlichen Anlageklassen, auch Assets genannt, reagieren verschieden auf wirtschaftliche Entwicklungen. Deswegen sollten Anlegerinnen und Anleger die Asset Allocation, also die Verteilung ihres Kapitals auf unterschiedliche Anlageklassen, stets im Blick haben. Denn ein Wirtschaftswachstum treibt in der Regel die Aktienkurse in die Höhe und führt dazu, dass die Rohstoffe häufig in Zeiten anziehender Inflation ebenfalls einer positiven Entwicklung unterliegen, während Anleihen wiederrum ihre Stärken in Rezessionsphasen aufzeigen.

Mit einer geeigneten Asset Allocation mindern Privatanleger ihr Risiko – ohne die Renditen zu beeinflussen. Studien wie die der Steinbeis Hochschule Berlin in Zusammenarbeit mit dem ETFlab belegen, dass die Asset Allocation zu mehr als 90 Prozent über den Erfolg eines Investments entscheidet. Eine gute Asset Allocation sorgt dafür, dass Tiefphasen der einen Anlageklasse durch Überperformance der anderen automatisch ausgeglichen werden.

Ebenfalls ist die Diversifikation nach Branchen und Ländern wichtig. Die ausgewählten Branchen sollten nicht zu ähnlich sein. Hier sei die Luftfahrt, Tourismus und Gastronomie als Beispiel aufgezeigt. Die Anleger sollten nach Möglichkeit auch nicht bei der Auswahl der Anlagen den Heimmarkt übergewichten. Die Literatur spricht hierbei von „Home Bias“. Dies ist der Fall, wenn Investoren das eigene Land bei der Geldanlage bevorzugen. Es lohnt sich oftmals, offen gegenüber Anlageprodukten aus anderen Ländern zu sein.

Diese Anlageklassen können Sie in Ihr Portfolio aufnehmen

Vermögenswerte können in Anlageklassen gruppiert werden – je nach Risiko- und Renditeprofil. Zu den wichtigsten gehören unter anderem Aktien, Anleihen, Geldmarkt, Immobilien, Rohstoffe und Wertanlagen. Schlussendlich ist ein Aufbau des Portfolios ein Zusammenspiel aus Opportunitäten. Dabei fragen sich Anleger und Anlegerinnen, welche Anlage aufgegeben werden kann, um die Alternative zu erlangen. Wenn sich die Investoren beispielsweise in Zeiten hoher Zinssätze für die Kassenhaltung entscheiden, dann entgehen ihnen unter anderem Zinszahlungen des Geldmarktes.

Aktien

Ein Investment in  Aktien eignet sich tendenziell eher für langfristige Geldanlagen. Der lange Anlagezeitraum kann mögliche Kursverluste ausgleichen und beeinflusst damit das Risiko des Investments. Nichtdestotrotz zählen Aktien zu den risikoreichsten Anlagen. Dafür versprechen sie eben mitunter auch die höchsten Renditen. Allgemein gilt: Je größer die erwartete Rendite einer Anlage ist, desto größer ist auch das Risiko, das Sie eingehen. Mit dem Kauf einer Aktie partizipiert der Anleger am Eigenkapital des Unternehmens.

Anleihen

Die festverzinslichen Wertpapiere bieten mehr Sicherheit, allerdings dürfen Investorinnen und Investoren mit ihnen in der Regel nicht auf besonders hohe Renditen hoffen. Sie eignen sich für sicherheitsorientierte Geldanlagen und als Risikoausgleich im Portfolio. Außerdem haben Anleihen feste Laufzeiten und gelten so lange als risikoarm, bis der Emittent solvent ist. Hinsichtlich der Anleihen gibt es verschiedene Risikoklassen. Dazu werden Anleihen hinsichtlich ihres Risikos von Ratingagenturen bewertet. Eine Triple A (AAA) Anleihe gilt als sicher, weil der Schuldner die höchste Bonität aufweist und das Ausfallrisiko als gering bewertet wird. Während eine Triple C (CCC) Anleihe als spekulativ anzusehen ist und nur bei Idealentwicklungen keine Ausfälle zu erwarten sind.

Geldmarkt

Hierzu zählen Tages- und Festgeldkonten, bei denen Sparer mittlerweile (Stand des Ratgebers: Mitte des Jahres 2023) wieder Zinsen auf ihre Einlagen erhalten, doch immanent hohe Inflation bedingt weiterhin eine negative reale Verzinsung. Wenn für Bargeld keine bzw. nur geringe Zinsen erzielt werden, wird die Bargeldhaltung und damit die Geldnachfrage in der Regel auf die unbedingt notwendigen Geldbeträge reduziert – so zumindest die Theorie und wesentliche Annahme der Notenbanken. Die Wirtschaftssubjekte fragen Bargeld nach, um z. B. ihre täglichen Käufe abzuwickeln (Transaktionskasse). Da nicht alle wirtschaftlichen Transaktionen vorher bekannt sind, wird ein bestimmter Betrag als Vorsichtskasse bereitgehalten, um z. B. günstige Angebote ausnutzen zu können.

Immobilien

Die eigene Immobilie oder auch das Investment in Immobilienfonds eignet sich für Privatanleger mit einer mittleren Risikobereitschaft und einem langen Anlagehorizont. Das eigene Wohneigentum verspricht in der Regel eine gute Wertsteigerung, bei Immobilienfonds liegt die durchschnittliche Rendite dagegen bei nur knapp über zweieinhalb Prozent.

Rohstoffe

Die Edelmetalle wie Gold, aber auch Öl und Holz lassen sich in eine weitere Anlageklasse einordnen. Beim Portfolioaufbau eignen sich Rohstoffe als Beimischung – allerdings können sich verschiedene Faktoren auf die Rohstoffpreise auswirken, was Schwankungen bedingen kann.

Wertanlagen

Gegenstände wie Oldtimer, Gemälde und Handtaschen können sich ebenfalls zur Geldanlage eignen. Dabei sollten Investorinnen und Investoren am besten solche Wertanlagen wählen, mit denen sie sich auskennen und für die sie eine Leidenschaft haben – jeweils unter der Prämisse, dass der materielle Wert, oder der anerkannte Sammlerwert, im Vordergrund steht, ohne auf spekulative Wertsteigerungen zu hoffen.

 

Portfolio aufbauen: Schritt für Schritt

Bevor Sie Ihr Portfolio aufbauen und Ihre Portfoliostrategie verfolgen, sollten Sie einige wichtige Fragen klären. Dazu zählen:

1. Anlageziel

Überlegen Sie unbedingt, welche Ziele Sie haben, und wofür Sie das Geld benötigen: Wollen Sie sich einen Wunsch erfüllen oder soll die Anlage Ihrer Altersvorsorge dienen? Vielleicht möchten Sie das Geld auch für Ihre Kinder anlegen. Es kann ein spezifisches Ziel sein oder auch eine Mischung aus unterschiedlichen Anlagezielen.

2. Anlagehorizont

Wie lange wollen und können Sie Ihr Kapital anlegen? Oder anders ausgedrückt: Wann benötigen Sie Ihr Geld inkl. möglicher Rendite zurück? Der Anlagehorizont ist für die Auswahl der Anlageprodukte äußerst relevant, weil sich nicht alle Anlageklassen für jeden Zeitraum eignen. Man unterscheidet zwischen kurzfristigen (1-3 Jahre), mittelfristigen (3-10 Jahre) und langfristigen Geldanlagen (ab 10 Jahren). Auf der Basis ihres definierten Ziels können Sie folgerichtig ihren persönlichen Anlagehorizont definieren.

3. Risikobereitschaft

Fragen Sie sich zwingend vor dem Investment, wie viel Risiko Sie bereit sind einzugehen. Auch wenn höheres Risiko eine höhere Rendite verspricht, sollten Sie dies nur eingehen, wenn Sie sicher sind, dass es Sie nicht beeinflusst. Es ist nicht ratsam, wegen einer vermeintlich höheren Renditechance schlaflose Nächte zu verbringen.

4. Budget

Klären Sie ebenfalls, wie viel Geld Sie anlegen können. Dazu sollten Sie im Vorfeld wissen, wie viel Kapital Ihnen zur Verfügung steht. Führen Sie ein Haushaltsbuch, tilgen Sie mögliche Schulden und legen Sie einen Teil ihres Geldes, im Idealfall auf der Basis dieses Ratgebers, an. Danach wissen Sie, welches Budget Sie zum Investieren zur Verfügung haben.

5. Kenntnisse

Beim Aufbau des Portfolios spielt außerdem Ihr Wissen eine entscheidende Rolle. Gibt es Anlageklassen, die Sie bereits kennen und die Sie dadurch unter Umständen besser einschätzen können? Grundsätzlich sollten Sie immer nur in Anlageklassen investieren, die Sie verstehen. Ein wenig Wissen sollten Sie sich also grundsätzlich immer aneignen.

Typische Fehler beim Portfolio aufbauen

  • Um die Renditechancen zu erhöhen, sollten Sie Ihrem Portfolio Aktien oder börsengehandelte Indexfonds (ETFs) beimischen. Stürzen Sie sich beim Portfolioaufbau nicht nur auf Hype-Aktien, sondern schauen Sie, welche Unternehmen eine starke Entwicklung vermuten lassen. Dabei sollten die Geschäftsmodelle des Unternehmens sowie die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens analysiert werden. Denn Sie investieren in den Wert eines Unternehmens, nicht in dessen kurzfristigen Kurs.
  • Überdiversifizieren Sie nicht! Während des Aufbaus eines Portfolio ist auch die zu hohe Risikostreuung möglich. Viele Investorinnen und Investoren neigen dazu, möglichst viele Produkte aus einer Anlageklasse beizumischen. Dabei vernachlässigen Sie die fundamentale Recherche. Bei Aktien und ETFs nehmen sie sich dann nicht die Zeit, zu überprüfen, in welche Unternehmen sie tatsächlich investieren und ob diese überhaupt eine gute Wertentwicklung versprechen. Achten Sie auf Diversifikation, aber verlieren Sie dabei nicht den Überblick!
  • Eine Investmentstrategie hilft Ihnen, Ihre Ziele zu erreichen. Wählen Sie eine geeignete Strategie aus, bevor Sie Ihr Portfolio aufbauen und orientieren Sie sich an dieser Strategie.
  • Für all diejenigen, die sich möglichst wenig mit dem Portfolioaufbau und der Geldanlage auseinandersetzen wollen, empfiehlt sich ein professionelles Vermögensmanagement. Bei LAIQON finden Finanzexperten die passende Geldanlage, legen das Vermögen der Anlegerinnen und Anleger bestmöglich an und verwalten es für sie.

Spezialtipp: Denken Sie ans Rebalancing

Haben Sie in Ihrem Portfolio z. B. Tech-Aktien, die besonders gut performt haben, wirkt sich das auf die Gewichtung der gesamten Anlageklasse in Ihrem Portfolio aus: Sie erhöht sich. So kann es passieren, dass bei einer Gewichtung von 50 % Aktien und 50 % Anleihen, die Gewichtung plötzlich bei 52 % und 48 % liegt.

Um dem entgegenzuwirken und das Portfolio sozusagen wieder auf die Ausgangsgewichtung zurückzuführen, sollten Sie rebalancen. Sie verkaufen dazu einige der Aktien (Gewinnmitnahme) und investieren den Betrag sodann in Anleihen.

5 FAQ zum Portfolio aufbauen

Je nach Anlageziel, Risikobereitschaft und Anlagehorizont ergeben sich Anlagestrategien und Anlageklassen. Ein Portfolio ist stets individuell. Informieren Sie sich über die Vor- und Nachteile der einzelnen Anlageklassen und wählen Sie dann die für Sie persönlich Passende aus.

Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht. Sie sollten sich um Ihre Geldanlage und damit auch den Aufbau Ihres Portfolios am besten so früh wie möglich kümmern beziehungsweise dann, sobald Ihnen bereits ein kleines Budget zum Investieren zur Verfügung steht.

Die Asset Allocation ist sehr individuell und richtet sich ebenfalls nach den persönlichen Präferenzen der Anlegerinnen und Anleger. Mögliche Gewichtungen wären z. B. 30 % Anleihen, 30 % Aktien, 20 % Immobilien, 20 % Rohstoffe. Oder auch 50 % Aktien, 30 % in Gold, 20 % in Barvermögen – für diejenigen, die etwas mehr Risiko eingehen wollen. Vergessen Sie nicht, auch innerhalb der Anlageklassen zu diversifizieren.

Welt-ETFs punkten mit einer sehr guten Diversifikation. Im MSCI World sind z. B. 1.500 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen und Industrieländern vertreten, im MSCI All Country World (ACWI) zusätzlich die Unternehmen aus Schwellenländern. Er bildet knapp 3.000 Unternehmen ab. Im FTSE All-World sind sogar über 4.000 Unternehmen enthalten. Viele Experten raten vor allem Investorinnen und Investoren, die gerade mit der Geldanlage starten, auf einen Welt-ETF zu setzen.

Ein Wert über 1 ist ideal, denn er zeigt an, dass die erwirtschaftete Rendite in einem hervorragenden Verhältnis zum eingegangenen Risiko steht. Aber auch alle Sharpe Ratios zwischen mehr als 0 und 1 sind positiv, allerdings ist der Ertrag des Investors gegenüber dem Risiko, das er in Kauf nimmt, hier deutlich geringer.

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