Nachhaltige Investitionen für professionelle Anleger

Nachhaltige Investitionen Institutionelle Investoren

Nachhaltigkeit rückt immer mehr in unseren Fokus. Wir achten vermehrt auf nachhaltigen Konsum, beginnen aber auch in anderen Bereichen des Lebens auf den Klimaschutz, die Umwelt und soziale Aspekte zu achten. Professionelle Anleger haben mittlerweile viele Möglichkeiten nachhaltig zu investieren.

Nachhaltige Geldanlage bringt einige Herausforderungen mit sich und es gibt wichtige Punkte, die Investoren beachten sollten.

Autor: Dr. Robin Braun

Lesezeit: 7 Min.

9. Juni 2023

Was sind nachhaltige Investitionen?

Der erste Investmentfonds mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit wurde 1928 in den USA aufgelegt. Die Fondsgesellschaft Pioneer schloss damals Unternehmen aus, deren Geschäftsmodell auf der Herstellung von Tabakwaren oder Alkohol beruhte.

Heute, fast ein Jahrhundert später, ist der Begriff ESG in aller Munde. Die drei Buchstaben stehen für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance). Immer mehr Investorinnen und Investoren achten bei ihrer Geldanlage auf die Einhaltung verschiedener ESG-Kriterien. Es geht aber nicht nur darum, schlechte Unternehmen oder Sektoren zu vermeiden, sondern auch zukunftsgerichtet zu investieren. Dazu zählen z. B. der Einsatz erneuerbarer Energien, Klima- und Umweltschutz im Allgemeinen, das Einhalten von Menschenrechten, das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Diversität sowie die Verhinderung von Korruption. Sowohl Unternehmen als auch Fondsanbieter definieren eigene Prozesse in Bezug auf der Ermittlung nachhaltiger Investitionen – vorausgesetzt diese sind transparent offengelegt.

Grundsätzlich funktioniert nachhaltiges Investieren wie konventionelle Geldanlagen. Allerdings wird das magische Dreieck der Geldanlage um eine vierte Dimension erweitert: Nachhaltigkeit.

Die Marktentwicklung nachhaltiger Anlagestrategien

Bei professionellen Anlegern liegt der Fokus bereits seit Längerem auf nachhaltigem Investieren. Sie suchen aktiv oder passiv verwaltete Fonds, Aktien, Renten und Co. nach ökologischen, ethischen und sozialen Gesichtspunkten aus und legen ihr Geld gezielt so an, um z. B. um die Energiewende und den Klimaschutz voranzutreiben oder ihm nicht zu schaden.

Bereits 2017 gaben 64 Prozent der institutionellen Anleger in Deutschland im Rahmen einer Befragung von Union Investment an, dass sie ESG-Kriterien bei der Kapitalanlage berücksichtigen, wie das Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) in einem Bericht schreibt. „Besonders hoch war der Anteil bei den Kapitalverwaltungsgesellschaften (90 Prozent) sowie den Stiftungen und Kirchen (77 Prozent). Aber auch bei den Versicherungen sowie den Altersversorgern und Pensionskassen lag der Anteil bei deutlich mehr als 50 Prozent“, heißt es weiter. Die Ausgestaltung nachhaltiger Anlagestrategien ist jedoch sehr heterogen.

Mittlerweile ist der Wert deutlich gestiegen. In der jährlich durchgeführten Investorenbefragung von Union Investment gaben 2022 schon 83 Prozent der institutionellen Anleger an, Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen. „Für 60 Prozent der Befragten hat die Nachhaltigkeitswirkung die höchste Priorität bei der Beurteilung ihres Investments“, heißt es in dem Bericht, für den von Februar bis April 2022 insgesamt 203 institutionelle Investoren in Deutschland befragt wurden. Mehr als zwei Drittel der professionellen Anleger bescheinigen nachhaltigen Investitionen „gleich hohe oder sogar höhere Renditen als bei konventionellen Strategien“ sowie „ein ähnliches oder deutliches besseres Risikoprofil“.

Ein Blick auf die globale Entwicklung zeigt: Der Trend geht aufwärts. Im Report The Global Sustainable Investment Review 2020 der Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) heißt es: „Das gesamte professionell verwaltete Vermögen ist im Berichtszeitraum auf 98,4 Billionen USD angewachsen […] Die ermittelten nachhaltigen Anlagevermögen machen insgesamt 35,9 Prozent des gesamten verwalteten Vermögens aus. Dies entspricht einem Zuwachs von 2,5 Prozentpunkten gegenüber dem vorherigen Berichtszeitraum. Das Vermögen nachhaltiger Anlagestrategien steigt weltweit weiter an, mit Ausnahme von Europa, wo ein Rückgang zu verzeichnen ist. Dies ist jedoch auf erhebliche Änderungen in der Art und Weise zurückzuführen, wie nachhaltige Anlagen in dieser Region im Rahmen der EU-Gesetzgebung definiert werden, was Vergleiche mit früheren Versionen dieses Berichts sehr schwierig macht.“ Andere Untersuchungen, wie die Befragung von Union Investment, zeigen, dass sich auch in Deutschland der Trend zur Nachhaltigkeit bei Firmenkunden fortsetzt. Dies wird bestärkt durch die Marktstatistik des BVI.

Welche Bedeutung und Chancen haben nachhaltige Investitionen für professionelle Anleger?

Der Großteil der professionellen Anleger begründet nachhaltige Geldanlage mit dem Wunsch, verantwortungsvoll zu handeln und die Werte des eigenen Unternehmens bei der Geldanlage widerzuspiegeln. Rechtliche Vorgaben, treuhändische Pflichten und Anlagerichtlinien spielen für die Großanleger ebenfalls eine Rolle, wie Union Investment im Rahmen ihrer Markterhebung 2022 zum nachhaltigen Vermögensmanagement institutioneller Anleger in Deutschland herausgefunden hat. 85 Prozent der Investoren erwarten ein weiteres Wachstum nachhaltiger Anlagestrategien.

Das ist eine echte Chance, immerhin können Anleger aktiv auf die Unternehmen einwirken. Indem sie nachhaltig investieren, können sie dafür sorgen, dass die Unternehmen umdenken und ESG-Kriterien (noch stärker) berücksichtigen – dies erfordert einen aktiven Dialog mit Unternehmen, in die sie investieren.

Worauf professionelle Anleger bei der Wahl nachhaltiger Investitionen achten sollten

Wer als Investor die Energiewende im Blick hat, Unternehmen auswählen will, die ihre Interessengruppen im Blick haben, sozial agieren und besonderen Wert auf gute Unternehmensführung legen oder einfach gut mit den Mitarbeitern umgehen, sollte einige Punkte beachten.

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass die ESG-Daten und -berechnungen sowie ihre Interpretation von jedem Fondsanbieter eigenständig umgesetzt werden können. Daraus ergeben sich unterschiedliche Empfehlungen. Festgelegte ESG-Richtlinien existieren derzeit noch nicht mit Ausnahme der Transparenzverordnung, bei der der Fokus auf Offenlegung liegt und der EU Taxonomie, die sich im Aufbau befindet. Professionelle Anleger sollten Anbieter wählen, die ESG-Kennzahlen transparent darlegen und auf Nachfrage erklären können. Mit dem global anlegenden Aktienfonds LF – Green Dividend World von LAIQON können Anleger einen Fonds mit einem hohen Anteil nachhaltiger Investitionen auswählen. Er gilt als sogenannter Art. 9-Fonds gemäß Offenlegungsverordnung und bietet Zugang zu nachhaltigen und dividendenstarken Unternehmen.

Um sich im Dschungel der zahlreichen ESG-Produkte zurecht zu finden, sollten Anleger sich beraten lassen. Welche Produkte gibt es und welche Strategie verfolgen sie? Wie baue ich ein nachhaltiges Portfolio auf oder wie optimiere ich es in diese Richtung? Wie kann ich als Firmenkunde bei der Geldanlage Einfluss auf zum Beispiel Klimaschutz oder Energiewende nehmen, möglichst wirkungsorientiert? Mit welchen Finanzprodukten könnte ich meinem Ziel nach einer kohlenstoffarmen Wirtschaft näherkommen? All diese und weitere Fragen sollten Investoren mit ihrem Vermögensverwalter besprechen.

Die 5 wichtigsten Regeln bei nachhaltigen Investitionen

1. Grundlagen und Rahmenbedingungen abklären

Legen Sie zunächst fest, welche finanziellen Ziele Sie/Ihre Institution erreichen wollen. Wichtig ist nicht nur der Zweck Ihrer Institution, sondern auch die Erwartung von Kunden oder Mitgliedern. Überprüfen Sie, welche Rahmenbedingungen – intern wie extern – eingehalten werden müssen.

2. Strategie entwickeln

Suchen Sie nach geeigneten nachhaltigen Anlagestrategien und passenden Anlageprodukten. Beraten Sie sich mit Ihrem Vermögensverwalter, nutzen Sie Nachhaltigkeitsratingagenturen oder greifen Sie auf Informationen von Nachhaltigkeitsinitiativen zurück.

3. Existierende Kapitalanlagen analysieren

Prüfen Sie Ihr bestehendes Portfolio und bewerten Sie, inwieweit sich Ihre gewählte Nachhaltigkeitsstrategie umsetzen lässt. Analysieren Sie, wie groß der Aufwand ist, bestehende Produkte an die neue Strategie anzupassen.

4. Strategie umsetzen

Passen Sie Ihr Portfolio an die gewählte Nachhaltigkeitsstrategie an. Das kann nach und nach passieren – Sie müssen nicht alles auf einmal ändern und dadurch erzwungene Veräußerungen eventuell Verluste hinnehmen. Vermögensverwalter wie LAIQON helfen z. B. beim Aufbau Ihres Portfolios und der Umsetzung Ihrer Strategie.

5. Regelmäßige Überprüfung

ESG-Kriterien Ihrer gewählten Anlageprodukte können sich ändern, neue Möglichkeiten der nachhaltigen Geldanlage kommen hinzu. Überprüfen Sie daher regelmäßig Ihre Strategie und passen Sie sie ggf. an.

Fazit

Wer als professioneller Anleger ökologisch, ethisch oder generell verantwortungsbewusst Geld investieren will, hat zahlreiche Möglichkeiten. Ein Großteil der institutionellen Anleger in Deutschland legt bereits Wert auf nachhaltige Geldanlage und setzt diese um. Da es momentan noch an einheitlichen Richtlinien fehlt, ist es wichtig, Unternehmen oder Anbieter von Fonds hinsichtlich ihrer ESG-Kriterien zu bewerten. Vermögensverwalter und Ratingagenturen bieten Zugang zu entsprechender Unterstützung. Nachhaltige Investitionen leisten einen Beitrag zu einem verantwortungsvollen Weg in die Zukunft.

FAQs zu nachhaltigen Investitionen

Unternehmen geben im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsberichte Auskunft über die Umsetzung von ESG-Kriterien. Sofern diese Unternehmen bereits der CSR Richtlinie unterlagen, sind ab dem 1. Januar 2024 in Europa Unternehmen, die mindestens zwei der folgenden Größenkriterien erfüllen, verpflichtet einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen:

  • Bilanzsumme von mindestens 20 Millionen Euro
  • Nettoumsatzerlöse von mindestens 40 Millionen Euro
  • mindestens 250 Beschäftigte

Zusätzlich werden kleine und mittlere Unternehmen ab zehn Mitarbeitern zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet, sofern eine Kapitalmarktorientierung vorliegt.

Viele Vermögensverwalter und Banken beschäftigen mittlerweile Analysten, die auf Nachhaltigkeit spezialisiert sind. Sie prüfen und bewerten Unternehmen nach ESG-Kriterien und erstellen teilweise auch spezielle Nachhaltigkeitsratings. Auch Nachhaltigkeitsratingagenturen bieten diesen Service der Ratings an.

Es gibt verschiedene Anlagestrategien, die professionelle Anleger nutzen können. Beispielsweise ist es möglich, Ausschlusskriterien anzuwenden, z. B. indem sie Unternehmen ausschließen, die gegen Menschenrechte verstoßen oder in bestimmten Branchen tätig sind. Investoren können auch ESG-Kriterien und -Risiken in die Auswahl ihrer Anlageprodukte einfließen lassen oder den Best-in-Class-Ansatz nutzen. Hierbei werden die Unternehmen positiv bewertet, die zu den nachhaltigsten ihrer Branche gehören. Engagement zählt ebenfalls zu den möglichen Anlagestrategien: Investoren haben die Absicht, durch ihre Entscheidungen und direkten Kontakt mit den Unternehmen Einfluss auf die Unternehmenspolitik zu nehmen.

Aktien, Unternehmens- und Staatsanleihen, ETFs, Immobilien, aktiv verwaltete Fonds, Direktbeteiligungen, Rohstoffe und vieles mehr – professionelle Anleger haben zahlreiche Möglichkeiten, um nachhaltig zu investieren. Welche Anlageprodukte die richtigen sind, ist eine individuelle Entscheidung, die von verschiedenen Faktoren wie den Anlagezielen und Unternehmenswerten abhängt.

Institutionelle Investoren müssen prüfen, welche aufsichtsrechtlichen oder regulatorischen Rahmenbedingungen für sie gelten und inwiefern sich diese auf die gewählte Nachhaltigkeitsstrategie auswirken. Neben den externen, rechtlich verpflichtenden Bedingungen gibt es häufig noch interne Richtlinien, die befolgt werden sollten.

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