Finanzexperten zeichnen ein klares Bild der Anlageberatung mittels KI. Mitarbeiter von Banken, die auf Anlageberatung spezialisiert sind, werden durch KI-Technologie zukünftig nicht ersetzt, sondern unterstützt werden. Künstliche Intelligenz kann an vielen Stellen des Beratungsprozesses zum Einsatz kommen, z. B. zur Vorbereitung auf das Gespräch, zur Vorauswahl der für den Anleger geeigneten Finanzprodukte, zur Aufzeichnung und Analyse der Wünsche und Vorstellungen der Kundinnen und Kunden und auch im Anschluss an das Beratungsgespräch.
Dazu gibt es verschiedene Systeme, die im Rahmen von Anlageberatung KI vorstellbar wären. Dazu zählen z. B.:
Intelligente Dialogsysteme
Conversational Interfaces (CI) sind intelligente Dialogsysteme, die dafür sorgen, dass sich Anleger zeit- und ortsunabhängig mit ihrer Bank bzw. ihrem Broker austauschen können. Zu den CI zählen u. a. Chatbots und Sprachassistenten. Sie helfen Anlegern, die Antworten auf grundlegende Fragen zu finden und begleiten sie mühelos durch die ersten Schritte des Beratungsprozesses. Sprachassistenten könnten im direkten Gespräch mit dem Berater ebenfalls eingesetzt werden, um zu erfassen, was die Anlegerin oder der Anleger sagt.
Da intelligente Dialogsysteme lernfähig sind, könnten sie im nächsten Schritt Kundenprofile anlegen und später weitere Bedürfnisse der jeweiligen Anleger hinzufügen. Fragebögen, die aktuell noch häufig z. B. im Rahmen der digitalen Vermögensverwaltung eingesetzt werden, könnten so von personalisierten Gesprächen abgelöst werden. Intelligente Dialogsysteme wären somit als persönlicher Assistent von Investorinnen und Investoren denkbar.
Prädiktive Analytik
Die Erfassung der Daten führt zur nächsten möglichen Anwendung, der predictive Analytics(PA). Die mithilfe des Spracherkennungsprogramms festgehaltenen Daten können durch die PA analysiert und interpretiert werden, indem sie mit Millionen von bereits vorhandenen Daten abgeglichen werden. So können Muster erkannt und auf Basis dessen Vorhersagen getroffen werden. Ein Mensch könnte die schiere Menge an Daten nicht auswerten – diese Art der Analyse bleibt der Anlageberatung KI vorbehalten.
Die PA ist vermutlich den meisten von uns bekannt: Streaminganbieter wie Netflix arbeiten etwa mit prädiktiver Analytik, um ihren Nutzerinnen und Nutzern Filme und Serien zu empfehlen. „Ein dahinterstehender Algorithmus verarbeitet Inputdaten wie IP-Adresse oder Suchverlauf und erstellt daraufhin Prognosen, welche Services und Produkte vom Kunden am wahrscheinlichsten benötigt oder gekauft werden. Ein wesentlicher Vorteil von PA ist vor allem die Abwesenheit von subjektiven Beeinflussungen. Die Modelle beruhen auf rein objektiven Informationen und schliessen dadurch Bauchgefühl-Entscheidungen kategorisch aus“, heißt es im Blog ccecosystems.news. Zur Analyse von Daten in der Anlageberatung können nicht nur Finanzdaten genutzt werden. Die PA kann ebenso Blog-Artikel, Beiträge aus den sozialen Medien und weitere Daten auswerten und in die Analyse einbeziehen.
Intelligente Marktsegmentierung
Intelligente Algorithmen helfen dabei, die komplexen und sehr unterschiedlichen Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden zu clustern. Dadurch können Banken unterschiedliche Käufergruppen identifizieren und diesen gezielt spezielle Angebote machen. Auch Neukundengewinnung wird durch die intelligente Marktsegmentierung vereinfacht, da sich dadurch Zusammenhänge ergeben, die vorher eventuell nicht erkennbar waren.
Kundinnen und Kunden, die ähnliche Bedürfnisse haben, können so identifiziert und personalisiert angesprochen werden. In verschiedenen Marktphasen können Kundinnen und Kunden mit wertvollen Informationen versorgt werden, die sie bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Durch die Analyse von Kundendaten und Markttrends können individuelle, zeitlich angepasste Informationen generiert werden. Dies dient nicht nur der Kundenbindung, sondern vor allem dazu, den Anlegern Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihre Finanzstrategien optimieren und bessere Anlageentscheidungen treffen können.