Was ist ein Aktiensplit?

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An der Börse notierte Unternehmen können verschiedene Kapitalmaßnahmen ergreifen, um Einfluss auf ihre finanzielle Situation zu nehmen. Mit Hilfe einer Kapitalmaßnahme wird die Kapitalstruktur des Unternehmens verändert. Diese Maßnahmen können das Portfolio von Anlegern beeinflussen und sich direkt oder indirekt auf die Investorinnen und Investoren auswirken.

Autor: Dr. Jan Neumann

Lesezeit: 8 Min.

12. Mai 2023

Was ist ein Aktiensplit?

Aus Sicht des Unternehmens können Kapitalmaßnahmen zu Finanzierungszwecken eingesetzt werden. Neben der Auszahlung von Dividenden, Kapitalerhöhungen und Fusionen sind Aktiensplits beliebte Kapitalmaßnahmen. Generell gilt, dass sich im Rahmen einer Kapitalmaßnahme das Grundkapital erhöhen oder verringern kann. Das Grundkapital kann allerdings auch unverändert bleiben. Dies ist bei einem Aktiensplit der Fall, da das Grundkapital unverändert bleibt. Bei einem Aktiensplit geht es im Wesentlichen darum, den Nennwert einer Aktie herabzusetzen. Der Nennwert ist der Anteil am Grundkapital eines Unternehmens, der die Aktie verbrieft und ist nicht gleichzusetzen mit dem Kurswert. Wir erklären, welche Vor- und Nachteile eine Teilung von Aktien mit sich bringt und was Anleger beachten müssen.

Aktiensplit - Definition

Ein Aktiensplit ist eine Kapitalmaßnahme, bei der ein börsennotiertes Unternehmen seine bereits vorhandenen Aktien aufteilt. Die Marktkapitalisierung ändert sich dadurch nicht und es findet keine Kapitalerhöhung oder Kapitalherabsetzung statt, das Grundkapital bleibt gleich. Das Unternehmen vergrößert durch die Teilung nur den Anteil der zu handelnden Aktien. Die jeweiligen Aktienteile werden durch das Aktiensplitting günstiger und ein Kauf der Anteilsscheine somit für potenzielle Investorinnen und Investoren attraktiver.

Falls Anleger bereits im Besitz von Aktien des Unternehmens sind, das einen Aktiensplit durchführt, erhöht sich die Anzahl dieser Aktien entsprechend dem zugrundeliegenden Splitverhältnis. Wer zum Beispiel zehn Aktien besitzt, erhält nach einem Aktiensplit im Verhältnis 1:2 demnach zwanzig neue Anteilsscheine. Ihr Wert reduziert sich und ist identisch mit dem ursprünglichen Wert der zehn Ursprungsaktien. Waren diese beispielsweise je 50 Euro wert, haben die neuen zwanzig Aktien nun einen Wert von je 25 Euro. Wer also bereits investiert ist, hat durch einen Aktiensplit keine Vor- aber auch keine Nachteile.

Auch Besitzer von Derivaten, also Optionsscheine und Zertifikate, werden bei einem Aktiensplit nicht benachteiligt. Der Emittent der Derivate passt diese im Wert an. Dazu wird der sogenannte R-Faktor berechnet. Hierbei wird die Anzahl der alten Aktien durch die der neuen dividiert. Mit diesem Faktor werden sämtliche Basispreise der Derivate multipliziert, das Bezugsverhältnis der Zertifikate und Optionsscheine wird durch den R-Faktor dividiert.

Wie läuft ein Aktiensplit ab?

Zunächst wird im Rahmen einer Hauptversammlung über den Aktiensplit entschieden und das Splitverhältnis festgelegt.

Für Anleger eines Unternehmens ergeben sich in Bezug auf das Aktiensplitting keine Aufgaben. Die neue Anzahl der Anteilsscheine wird nach dem Split automatisch im Depot verbucht. Alte Nennwertaktien werden eingezogen und durch neue Aktien ersetzt – die Wertpapierkennnummer (WKN) und die sogenannte ISIN (International Securities Identification Number) ändern sich in der Regel nicht. Ein Aktiensplit von Stückaktien wird dagegen durch eine Änderung der Satzung des Unternehmens durchgeführt, da sie nennwertlos sind und alle Aktionäre einen festen Anteil am Unternehmen haben.

In Zeiten elektronischer Aufbewahrung von Aktien ist der administrative Aufwand im Gegensatz zum Austausch von Aktien in Papierform deutlich gesunken. Auch die Kosten sind geringer. Mitunter werden Nennwertaktien zu sogenannten Globalaktien gebündelt, was den Aufwand zusätzlich reduziert.

Beispiel für einen Aktiensplit

Einige Unternehmen haben bereits mehrfach Aktiensplits durchgeführt, darunter die Apple Inc. Im Jahre 1987 wurde zum ersten Mal und im Splitverhältnis 1:2 geteilt; in den Jahren 2000 und 2005 folgten Aktiensplits im gleichen Verhältnis. 2014 entschied sich das Unternehmen zu einer Teilung im Splitverhältnis 1:7. 2020 fand der bisher letzte Apple-Aktiensplit statt: Das Verhältnis lag bei 1:4. Durch die vielen Teilungen waren zwischen 1987 und 2021 aus einer Apple-Aktie über 200 geworden.

Ohne die Aktiensplits hätte eine Aktie des US-amerikanischen Unternehmens heute vermutlich einen Wert von umgerechnet über 20.000 Euro. Durch die Teilungen konnten die Aktien deutlich einfacher gehandelt werden, da jeder Anteilsschein nach einem Split günstiger war.

Auch Firmen wie Alphabet, Tesla und Amazon haben bereits Aktiensplittings durchgeführt. Durch die Teilung der Tesla-Aktien im August 2022 im Verhältnis 1:3 reduzierte sich der Preis einer Aktie – vor dem Split lag ihr Wert bei ca. $ 887. Die Teilung bedingt eine Reduzierung des Preises und macht einen potenziellen Einstieg für Privatinvestoren einfacher. Demgegenüber stieg der Börsenkurs der Tesla-Aktie nach dem Split an, was letztlich den bereits bestehenden Anlegerinnen und Anlegern zugutekam.

Vorteile eines Aktiensplits

Für Unternehmen bieten Aktiensplits mehrere Vorteile. Zum einen wird eine Aktie für Investoren interessanter, wenn sie optisch günstiger ist. So ziehen börsennotierte Firmen auch Kleinanleger an, sofern der Preis je Aktie nicht zu hoch erscheint. Sie steigen bei einem Aktienwert von 3.000 Euro pro Anteilsschein nicht ein, bei einem durch den Split reduzierten Preis von nur noch 150 Euro aber durchaus. Je größer die potenzielle Zielgruppe der Anleger, desto größer kann das Handelsvolumen sein – kein Wunder, dass populäre Unternehmen auch weiterhin versuchen werden, ihren Preis je Aktie durch ein Aktiensplitting zu reduzieren, während das Grundkapital gleichbleibt, jedoch das Handelsvolumen zunimmt.

US-Unternehmen erkennen in Aktiensplits einen weiteren Vorteil: Aus dem geringeren Preis kann der Aufstieg in den Börsenindex Dow Jones resultieren. Er ist preisgewichtet, das bedeutet, dass die Kurse aller Werte, die im Index enthalten sind, addiert werden. Danach wird die Summe durch die Anzahl der Aktientitel im Index geteilt. Dadurch haben Aktien mit höheren Kursen einen größeren Einfluss auf den Dow Jones – die Unternehmen mit zu hohen Kursen werden schlicht nicht in den Traditionsindex aufgenommen. Das ist auch einer der Gründe, warum Unternehmen wie Amazon und Alphabet nicht im Dow Jones gelistet sind.

Ein Aktiensplit kann demnach auf eine gute Entwicklung des Unternehmens hinweisen. Die Teilung hat also auch psychologische Effekte, denn das Unternehmen erregt Aufmerksamkeit bei einer größeren Zielgruppe. Gleichzeitig fällt die subjektive Wahrnehmung des Unternehmens bei vielen in der Regel positiver aus. Das wiederum kann zu steigenden Börsenkursen führen, wovon alle Investorinnen und Investoren profitieren.

Nachteile eines Aktiensplits

Der vermeintliche günstige Einstiegskurs kann bei neuen (Privat-)Anlegern zum Ignorieren anderer Faktoren sowie wichtiger Unternehmensdaten führen. Unter Umständen erkennen Privatanleger eine Überbewertung schlechter, weil sie sich vermeintlich auf die historisch positive Entwicklung konzentrieren. In diesem Zusammenhang bleibt zu erwähnen, dass Aktiensplits meist durchgeführt werden, wenn Aktienkurse bereits über einen Zeitraum enorm angestiegen sind und diese für unter anderem Privatanleger weniger erschwinglich erscheinen und in der Folge einem Seitwärtstrend  unterliegen, der tendenziell durch die ausbleibende Kaufkraft privaten Kapitals dominiert wird. Gleichwohl bleibt es auch nach einem Aktiensplitting weiterhin schwierig für Kleinanleger, die Marktsituation und die Unternehmensentwicklung einzuschätzen. Abgesehen von der psychologischen Komponente hat ein Aktiensplit für Anlegerinnen und Anleger keine Nachteile, auch für die Unternehmen ergeben sich keine.

Fazit zum Aktiensplit

Ein Aktiensplit ist für Anleger weder gut noch schlecht. Im Prinzip ist die Teilung eine Kapitalmaßnahme von Unternehmen an der Börse, um den Preis einer Aktie optisch zu reduzieren. Fast könnte man von einer Marketingmaßnahme der Unternehmen sprechen, die im besten Fall zu erhöhter Aufmerksamkeit, Handelbarkeit, Nachfrage und damit letztlich zu einem tendenziell weitersteigenden Börsenkurs führt.

Spezialtipp: Nicht blindlings kaufen

Ein Aktiensplit ist nicht zwangsläufig ein guter Zeitpunkt, um in den Handel mit der Aktie des Unternehmens einzusteigen. Denn unabhängig von der weitverbreiteten Meinung ist es nicht sicher, dass der Kurs nach einem Split tatsächlich steigt. Kurzzeitig kann es in der Regel zu Anstiegen führen, weil die Anteilsscheine auch für Kleinanleger attraktiv werden und es zu einem vermehrten Handelsvolumen durch die Zunahme an Käufen kommt. Danach kann der Kurs aber auch schnell wieder einbrechen.

Anleger sollten daher auch alle anderen Fakten und Daten zum Unternehmen prüfen und berücksichtigen. Oder Sie setzen gleich auf eine ganzheitliche, renditestarke Anlagestrategie, die individuell auf Sie zugeschnitten ist – gerne unterstützen wir Sie im Rahmen des LAIQON Wealth Managements dabei, diese Strategie zu entwickeln.

FAQ zum Aktiensplit

Durch die Kapitalmaßnahme möchten Unternehmen den Nennwert der Aktien reduzieren und so die Nachfrage nach den Anteilsscheinen steigern. Das wiederum soll zu einem wachsenden Börsenkurs führen. Das Grundkapital ändert sich bei einem Aktiensplit, anders als bei vielen anderen Kapitalmaßnahmen, nicht.

Ein Aktiensplit hat für Anleger weder direkte Vor- noch Nachteile. Gleichwohl sollten sich Anleger über die Bedeutung des Aktiensplittings bewusst sein. In der Regel findet die Teilung ganz ohne ihr Zutun statt.

Im Prinzip sorgen Finanzdatenanbieter dafür, dass die Kurse entsprechend dem Splitverhältnis angepasst werden. So wird verhindert, dass es zu einem Kurseinbruch im Chart kommt, was Anleger verwirren könnte.

Neben der Teilung von Aktien, dem Forward Stock Split, bei dem sich die Anzahl der Aktien erhöht, gibt es auch Aktienzusammenlegungen. Bei den sogenannten Reverse Stock Splits werden Aktien zusammengelegt, wodurch sich die Gesamtanzahl der Anteilsscheine verringert. Diesen Weg schlagen Unternehmen tendenziell ein, wenn der Preis einer Aktie zu niedrig erscheint und sie ihn optisch wieder erhöhen möchten.

Neben Aktiensplits und Aktienzusammenlegung haben Unternehmen die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung, eines Aktienrückkaufs und eines Kapitalschnitts sowie einer Übernahme. Sie können außerdem Dividenden ausgeben, fusionieren oder auch Geschäftseinheiten ausgliedern.

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