Sharpe Ratio: So bestimmen Se das Rendite-Risiko-Verhältnis

Sharpe-ratio

Anlegerinnen und Anleger haben mithilfe von verschiedenen Kennzahlen die Möglichkeit, ihr Investment oder Portfolio zu überwachen und die Wertentwicklung genauer zu analysieren. Eine der wichtigsten Kennzahlen ist die Sharpe Ratio, welche eine Überrendite gegenüber dem risikofreien Zinssatz in Relation zu der Volatilität betrachtet. Wie genau das funktioniert, erfahren Sie in diesem Beitrag. Unter anderem klären wir, was die Sharpe-Ratio ist und auch wie sie berechnet wird. Ferner zeigen wir, welche Vor- und Nachteile die Nutzung der Sharpe Ratio bietet.

Autor: Dr. Jan Neumann

Lesezeit: 8 Min.

11. August 2023

Sharpe Ratio – einfach erklärt

Anleger streben stets danach, ihr Portfolio zu optimieren und die Sharpe Ratio gibt den Investoren die Möglichkeit, die Performance von verschiedenen Portfolios oder Wertpapieren miteinander zu vergleichen – dabei trifft sie eine Aussage zum Rendite-Risiko-Verhältnis. Sie ist eine Kennzahl aus der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre und als Synonym wird häufig auch Sharpe-Quotient, Sharpe-Maß oder Reward-to-Variability-Ratio verwendet.

Die Sharpe Ratio misst die Überrendite eines Finanzinstruments und vergleicht sie mit der Volatilität, also dem Risikomaß.

Die Sharpe-Ratio lässt sich folgendermaßen interpretieren: „Je höher die Sharpe-Ratio, desto besser.“ Denn eine hohe Sharpe-Ratio von mindestens größer als 1 ist gleichbedeutend damit, dass Investoren im Vergleich zu einer risikolosen Geldanlage mit ihrem Investment deutlich mehr Rendite erwirtschaftet haben. Anhand der Sharpe Ratio erkennen Investoren, ob und in welchem Maß es sich gelohnt hat, ein Risiko einzugehen.

Der Sharpe-Quotient wurde vom Wirtschaftsnobelpreisträger William F. Sharpe im Jahr 1966 entwickelt. Die Kennzahl ist zu einer der bedeutendsten Größen in der Portfolioanalyse geworden und hilft dahingehend, eine Aussage über die Performance einer Geldanlage zu treffen.

Die Formel für die Sharpe Ratio (inkl. Beispiel)

Die Sharpe Ratio hilft Anlegerinnen und Anlegern dabei, zu erkennen, ob die Rendite eines Investments im Vergleich zum Risiko verhältnismäßig ist und ob sich der Ertrag – verglichen mit anderen Geldanlagen – eher auf einem hohen oder niedrigen Niveau befindet.

Die Formel zur Berechnung der Sharpe Ratio lautet wie folgt:

SharpeRatio=(Rendite-risikoloser Zins):Volatilität

Eine Rendite bzw. eine Investmentrendite lässt sich allerdings nur rückblickend ermitteln. Anlegerinnen und Anleger können die Kennzahl, die den Erfolg des Investments in einem bestimmten Zeitraum angibt, u. a. bei Fondsgesellschaften oder über Finanzplattformen erfahren.

Der risikolose Zins ist der Ertrag, der sich aktuell auf dem Markt erzielen lässt, ohne das Risiko der Renditeschwankung einzugehen. Die Grundlage für den risikolosen Zins bilden meistens Staatsanleihen mit höchster Bonität des jeweiligen Landes, in dem das Investment größtenteils getätigt wird. Die Laufzeit der Anleihen richtet sich dabei nach der Zeitspanne, auf der die Investmentrendite basiert.

Die Volatilität ist ebenfalls eine Kennzahl, die im Rückblick erhoben wird. Sie wird empirisch ermittelt, was bedeutet, dass die Aktienrenditen beobachtet werden, um eine Aussage über die Volatilität zu treffen. Eine hohe Volatilität bedeutet, dass die Rendite eines Wertpapiers bzw. einer Geldanlage stark schwankt. Eine niedrige Volatilität bedeutet, dass sich die Rendite kaum vom unterliegenden Mittelwert der Rendite unterscheidet.

 

Ein konkretes Beispiel hilft, die Berechnung der Sharpe Ratio zu verstehen:

Der Sharpe-Quotient einer Geldanlage X =

(10 % Investmentrendite im Jahr 2022 – 1,5 % risikoloser Zins) / 8 % Volatilität 2022

Die Sharpe Ratio liegt für dieses fiktive Beispiel also bei 1,0625.

In diesem Fall geht einher, dass sich das Investment für den Anleger als rentabel erweist, da gegenüber dem risikolosen Zins eine Überrendite erwirtschaftet wurde während das Investment die Volatilität des Marktes übersteigt.

So werten Sie die Sharpe Ratio aus

Nach der allgemeinen Definition gilt: „Je höher der Sharpe-Quotient ist, desto besser.“

Eine Sharpe Ratio > 1 bedeutet, dass sich ein Investment für den Anleger rentieren kann, denn er wird für das Risiko, das er mit der Geldanlage eingeht, in besonderem Maße entschädigt. Die Rendite ist höher als der risikolose Zins und übersteigt die Volatilität.

Liegt die Sharpe Ratio bei = 1, gleichen sich Chancen und Risiken aus. Die Rendite ist abzüglich des risikolosen Zinses exakt so hoch wie die Volatilität.

Sobald die Sharpe Ratio < 1 liegt, wird der Investor nur noch unterdurchschnittlich für das Risiko entschädigt, das er mit der Geldanlage eingeht.

Ergibt sich sogar ein negativer Wert für die Sharpe Ratio der Geldanlage, hätte sich ein Investment in Staatsanleihen für den Anleger mehr gelohnt. Die Rendite des Investments liegt unterhalb des risikolosen Zinses und beweist, dass die Wertentwicklung der Geldanlage nicht positiv verlaufen ist.

Vor- und Nachteile der Sharpe Ratio

Ein großer Vorteil der Sharpe Ratio liegt in der Möglichkeit, unterschiedliche Geldanlagen miteinander zu vergleichen. So können Investoren die Performance, z. B. eines Aktienfonds, mit der eines Anleihen- oder Immobilienfonds gegenüberstellen.

Der Sharpe-Quotient erleichtert es Anlegern ihre Geldanlage zu bewerten und ihre Wertentwicklung im Vergleich zu anderen einzuschätzen. Außerdem lässt sich die Sharpe Ratio – im Vergleich zu anderen Kennzahlen – leicht herausfinden. Zahlreiche Finanzplattformen und Informationsdienste geben die Sharpe Ratio bei unterschiedlichen Finanzinstrumenten an.

Doch die Sharpe Ratio bringt auch Nachteile mit sich. So ist der Sharpe Quotient nicht immer aussagekräftig, sobald er im negativen Bereich liegt. Die Berechnung der Kennzahl ist in diesem Fall fehleranfällig. Dies wird an folgendem Beispiel deutlich: Verliert eine Wertanlage jährlich 5 % an Wert und der risikolose Zins beträgt 2 %, liegt das Sharpe-Verhältnis bei einer Volatilität von 5 % bei gerechneten -1,4. Bleiben Verlust und risikoloser Zins gleich, während die Volatilität auf 1,5 % fällt, sinkt auch die Sharpe Ratio noch weiter und beträgt sodann -4,67. Eigentlich sollte die Kennzahl bei gleichem Ertrag aber besser werden, sobald das Risiko sinkt. Somit lassen sich negative Sharpe-Quotienten nicht miteinander vergleichen.

Ein weiterer Nachteil: Der Sharpe-Quotient kann ausschließlich berechnet werden, wenn die Wertpapiere bereits eine Weile an der Börse gehandelt werden. Um die Sharpe Ratio auszurechnen, müssen Anleger auf Werte aus der Vergangenheit zurückgreifen. Diese existieren bei neu aufgelegten Fonds noch nicht, weshalb hier keine fundierte Aussage zum Sharpe-Verhältnis getroffen werden kann.

Fazit

Alternativen zur Sharpe Ratio

Anstatt der Sharpe Ratio können Investoren auch andere Kennzahlen nutzen. Dazu zählen beispielsweise:

Sortino Ratio

Die Sharpe Ratio macht keinen Unterschied zwischen Kursgewinnen und Kursverlusten, sondern berücksichtigt einfach nur eine Schwankung. Steigende Kurse würden Anleger allerdings nicht als Risiken definieren. Daher wurde die Berechnung dieser Kennzahl angepasst. Bei der sogenannten Sortino Ratio fließen ausschließlich die Kursverluste in die Berechnung ein, also der Teil der Volatilität, bei dem es zu fallenden Bewegungen kommt. Die Sortino Ratio wurde 1983 von Brian M. Rom eingeführt, ihr Namensgeber ist Frank Sortino, der sich dafür einsetzte, bei der Berechnung nur die Kursverluste zu betrachten.

Maximaler Drawdown

Der maximale Drawdown gibt Aufschluss über die Risiken eines Investments anhand des prozentualen Rückgangs vom höchsten zum tiefsten Kurs. Hat eine Aktie beispielsweise in einem Jahr einen Höchststand von 150 Euro und fällt dann auf 120 Euro, so beträgt der maximale Drawdown für dieses Jahr 20 %. Der maximale Drawdown gibt Aufschluss darüber, wie hoch die Verluste prozentual gewesen wären, hätte ein Investor seine Geldanlage zum schlechtesten Zeitpunkt sowohl gekauft als auch verkauft.

Mar Ratio

Die Mar Ratio wird berechnet, indem Investoren die durchschnittliche Wachstumsrate pro Jahr durch den maximalen Drawdown dividieren. Je höher die Mar Ratio ist, desto besser sind die risikoadjustierten Renditen.

Ein Beispiel: Ein Fonds hat eine Rendite von 12 % pro Jahr. Der maximale Drawdown, der bei diesem Fonds bis zu diesem Zeitpunkt aufgetreten ist, liegt bei 30 %. Damit ergibt sich eine Mar Ratio von 0,4. Hierbei gilt erneut: Je größer die Kennzahl ist, desto besser. Dennoch sollte die Mar Ratio nicht als alleiniges Kriterium bei der Analyse von Investments genutzt werden. Gleiches gilt für die Sharpe Ratio.

Fazit

Die Sharpe Ratio ist eine der wichtigsten Kennzahlen, die Investorinnen und Investoren nutzen können, um ihr Investment zu analysieren und das Rendite-Risiko-Verhältnis zu bestimmen. Sie hilft dabei zu erkennen, ob sich eine Geldanlage im Vergleich zum einzugehenden Risiko lohnt und punktet insbesondere mit dem Vorteil, dass sich mit ihr unterschiedliche Geldanlagen untereinander vergleichen lassen.

Allerdings ist der Sharpe-Quotient nicht als alleinige Kennzahl zur Analyse von Investments geeignet und stößt bei negativen Renditen an seine Grenzen und verliert seine Aussagekraft. Dennoch unterstützt die Sharpe Ratio auf relativ einfache Weise die bestmögliche Bewertung eines Portfolios oder eines Investments und sollte sich damit einen Platz unter den wichtigsten Finanzkennzahlen gesichert haben.

Spezialtipp: Die vereinfachte und die modifizierte Sharpe Ratio

Es ist möglich, die Sharpe Ratio noch leichter auszurechnen. Dazu nehmen Sie an, dass der risikolose Zins bei 0% liegt. Infolgedessen müssen Sie nur noch die Investmentrendite durch die Volatilität teilen. Vergleichen Sie nun zwei Geldanlagen miteinander, hat diejenige mit der höheren Sharpe Ratio ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis.

Macht eine Geldanlage Verluste, verliert die Sharpe Ratio ihre Aussagekraft und kann nicht mehr zuverlässig angewendet werden. Aus diesem Grund hat der Finanzwissenschaftler Craig L. Israelsen 2005 die modifizierte Sharpe Ratio erfunden. Durch sie werden Investments mit negativer Rendite vergleichbar. Allerdings ist das auch der einzige Vorteil – anderweitig kann der modifizierte Sharpe-Quotient nicht gut interpretiert werden. Daher konnte sich diese Kennzahl nicht gegenüber der Sharpe Ratio durchsetzen.

5 FAQ zur Sharpe Ratio

Anhand der Sharpe Ratio können Investorinnen und Investoren erkennen, ob sich das Risiko, das sie mit einer Geldanlage eingehen, lohnt. Der Sharpe-Quotient misst das Rendite-Risiko-Verhältnis.

Der Sharpe-Quotient hilft bei der Bewertung eines Investments, sollte allerdings nie als alleinige Kennzahl genutzt werden.

Sie ist wichtig und sinnvoll für die Betrachtung, allerdings ergibt erst das Zusammenspiel aus verschiedenen Kennzahlen und Analysemethoden ein aufschlussreiches Ergebnis bezüglich der Bewertung einer Geldanlage.

Dazu müssen Sie drei Werte kennen: die Rendite, den risikolosen Zinssatz und die Volatilität. Diese lassen sich einfach berechnen. Danach ziehen sie den risikolosen Zins von der Rendite ab und teilen diesen Wert sodann durch die Volatilität.

Ein Wert über 1 ist ideal, denn er zeigt an, dass die erwirtschaftete Rendite in einem hervorragenden Verhältnis zum eingegangenen Risiko steht. Aber auch alle Sharpe Ratios zwischen mehr als 0 und 1 sind positiv, allerdings ist der Ertrag des Investors gegenüber dem Risiko, das er in Kauf nimmt, hier deutlich geringer.

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