Bereits in den 1970er-Jahren ergründeten die Verhaltensforscher Amos Tversky und Daniel Kahnemann in ihrem Aufsatz „Judgement under Uncertainty: Heuristics and Biases“, wie sich Menschen in Zeiten von Unsicherheiten entscheiden. Sie legten damit den Grundstein einer der wichtigsten Finanzwissenschaftsdisziplinen, der sogenannten Behavioral Finance, auch Anlegerpsychologie genannt. Die Forschung beschäftigt sich mit den Verhaltenstendenzen von Investoren am Finanzmarkt und den psychologischen Heuristiken.
Kahnemann und Tversky fanden heraus, dass Menschen in zwei Systemen denken: schnell und langsam. Schnelles Denken („Thinking Fast“), funktioniert automatisch, emotional und unbewusst. Langsames Denken („Thinking Slow“) dagegen logisch, bedächtig und bewusst. Das Thinking-Slow-System wird auch dadurch charakterisiert, dass es anstrengender ist als das Thinking-Fast-System. Daher benötigen wir mitunter Anstöße, um vom irrationalen, schnellen zum rationalen, langsamen Denken zu wechseln.
Die Anlegerinnen und Anleger sollten die Verhaltenstendenzen und Heuristiken kennen, die unser Denken beeinflussen. Private Investoren sollten sich darüber bewusst sein, wie sie vom schnellen zum langsamen Denken wechseln, um bessere Entscheidungen beim Geldanlegen zu treffen. Die professionellen Anlegerinnen und Anleger müssen die Verhaltenstendenzen und Heuristiken sogar unbedingt kennen und wissen, wie sie sie steuern können. Anstatt bei Kursverlusten sofort Anteile zu verkaufen, wozu das Bauchgefühl und das erste System verleiten würden, müssen Anleger überlegen und abwägen. Dabei sollte die Frage gestellt werden, ob ein Verkauf in diesem Moment sinnvoll wäre. Der Markt hat eigene Dynamiken und ist nicht frei von Turbulenzen, welche immer einen Verkauf signalisieren.
Die Verhaltensmuster des schnellen Denkens zu verstehen ist notwendig, um Fehler zu vermeiden. Doch welche Muster der Psychologie sind das? Wir gehen auf fünf von ihnen näher ein.