Aktiv vs. passiv investieren – was ist besser?

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Bevor sich Anlegerinnen und Anleger für eine konkrete Strategie beim Investieren entscheiden, überlegen sie im ersten Schritt, welche Art der Geldanlage für sie passt: das aktive oder das passive Investieren? Worin liegen die Unterschiede, welche Vor- und Nachteile bieten sie und welche Möglichkeiten der Anlage haben Investoren?

Autor: Dr. Jan Neumann

Lesezeit: 10 Min.

25. Juli 2023

Aktiv vs. passiv investieren: Was ist der Unterschied?

Bevor Anlagerinnen und Anleger eine Investition tätigen und eine Investitionsstrategie auswählen, gilt es vorerst zu klären, ob aktiv oder passiv investiert werden soll. Hinsichtlich der Rendite und Risikoerwartung resultiert anhand dessen,  was besser für den Investor geeignet ist. Initial muss jedoch die Frage beantwortet werden, worin sich diese Formen der Geldanlagen unterscheiden und für welche Art von Kapitalmarktteilnehmer sich diese Form der Geldanlage eignet.

Bei dem aktiven Investieren kümmern sich Fondsmanager oder Anlegerinnen und Anleger selbst um das Investment und die Verwaltung des Portfolios. Dabei wird das Portfolio „aktiv“ verwaltet und regelmäßig optimiert. Die aktive Verwaltung verlangt vom Fondsmanager oder einem selbst, dass Entscheidungen hinsichtlich des Portfolios getroffen werden müssen. Dabei beruhen die Entscheidungen in der Regel auf der Gewichtung der Fonds. Dabei wählt der Fondsmanager die Einzeltitel für das Portfolio aus und entscheidet, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, diese Anlagen zu kaufen oder zu verkaufen. Das Ziel ist es, dass das dem Portfoliomanager anvertraute Vermögen der jeweiligen Fondsklasse, und somit Kapital der Investoren, möglichst gewinnbringend investiert wird. Das Ziel eines Fondsmanagers ist oftmals seine Benchmarkt im besten Fall zu übertreffen, um möglichst hohe Renditen zu erzielen. Dazu beobachten Fondsmanager die internationalen Märkte und nutzen ihr Netzwerk, um schnellstmöglich Neuigkeiten von Unternehmen oder Analysten zu erfahren. Auch treffen sich Fondsmanager regelmäßig mit den Vorständen der Unternehmen, um die Geschäftserwartungen der Unternehmen zu analysieren. Im Austausch mit Analysten und dem dahinter stehenden Team sollte bestenfalls eine solide Performance des jeweiligen Unternehmens identifiziert werden.

Demgegenüber zeichnet sich das passive Investieren dadurch aus, dass die Entwicklung eines Index abgebildet wird. Dabei kann ein ETF einen Index physisch oder synthetisch nachbilden. Hierbei werden keine Einzeltitel ausgewählt, sondern auf passivem Weg möglichst genau der Index selbst abgebildet. Die passiven Investments können also nur so gut performen wie der Index selbst. Die Möglichkeit passiv investieren zu können erlangen Anlegerinnen und Anleger durch Investmentfonds oder über einen Sparplan oder auch digitale Vermögensverwalter.

Die Vor- und Nachteile von aktivem und passivem Investieren

Theoretisch können Fondsmanager bzw. Investoren beim aktiven Investieren dem Markt voraus sein. Das bedeutet, dass sie den Anspruch erheben, gegenüber dem Markt „out-zu-performen“ und höhere Renditen zu erwirtschaften als der Markt selbst. Hinsichtlich der Tatsache, dass ein Fondsmanager über jahrelange Erfahrung im Kapitalmarkt mitbringt, ist ein weiterer Vorteil von aktiven Investments, dass Fondsmanager schnell Branchentrends erkennen können, insbesondere durch den Austausch mit den Vorständen vieler Unternehmen und seinem Analysten/Fondsmanagernetzwerk.

Die Investoren benötigen allerdings viel Zeit, um sich mit den Märkten auseinanderzusetzen und aktuelle Entwicklungen im Blick zu behalten. Dabei wollen sie in der Regel die Zeit nicht selbst investieren oder haben obendrein zu wenig Expertise im Anlagebereich. Demnach beauftragen diese Investoren einen Fondsmanager, der die Aufgabe für sie übernimmt. Die Beauftragung eines Fondsmanagers ist jedoch mit Kosten verbunden – und diese müssen von der erwirtschafteten Rendite abgezogen werden.

Das passive Investieren ist günstiger, da kein Fondsmanager für seine Leistungen bezahlt werden muss und es ist es weniger zeitaufwendig, weil Anleger selbst nicht ständig aktiv in die Anlagen eingreifen müssen. Die passive Geldanlage eignet sich gut für weniger erfahrene Investoren, da sie mit wenig Vorwissen starten können.

Ein „Outperformen“ der Märkte ist beim passiven Investieren meist nicht möglich. Die Rendite fällt immer nur so gut aus wie die Marktrendite selbst. Ein weiterer Nachteil ist, dass passive Investitionen in Form von ETF’s Branchentrends nicht adäquat antizipieren lassen wie beim aktiven Investieren. Als Grund hierfür lässt sich definieren, dass digitale Vermögensverwalter nicht das entsprechende Know-how über den Kapitalmarkt besitzen wie der Fondsmanager. Zudem verfügen digitale Vermögensverwalter über keine Emotionen, welche allerdings sehr wichtig auf dem Kapitalmarkt sind, da viele Käufe und Verkäufe von Emotionen getrieben werden.

Aktiv investieren: Diese Möglichkeiten gibt es

Aktien

Anlegerinnen und Anleger, die Aktien eines bestimmten Unternehmens kaufen, beteiligen sich am Eigenkapital des Unternehmens und erlangen Eigenkapitalrechte, die mit Stimm- oder Bezugsrechten einhergehen können. Im Gegenzug für ihr gebundenes Kapital werden sie in der Folge Anteilshalter des Unternehmens. Wenn sich das Unternehmen gut entwickelt, wirkt sich das auch positiv für die Investoren aus. Analog wirken sich schwache oder enttäuschende Geschäftsentwicklungen negativ auf den Aktienkurs und damit das Investment der Anleger aus.

Um aktiv in Aktien zu investieren, sollte sich der Anleger am Kapitalmarkt auskennen und seine Risikobereitschaft abwägen können und schlussendlich das Ziel verfolgen, langfristig Geld anlegen zu können und dies ebenfalls zu wollen. Die Anleger sollten auch die relativ hohen Kosten für Transaktionen und andere Gebühren beim Investment in Aktien berücksichtigen. Wer all das mitbringt, und dies zumindest im Hinterkopf behält, kann dafür mit hohen Renditen rechnen. Denn „Börsenerfolg ist ein Marathon, kein Sprint.“

Fonds

Ein Investmentfonds definiert sich dadurch, dass in ihm das Geld mehrerer Investorinnen und Investoren gesammelt wird. Der Fondsmanager kann dieses angesammelte Kapital dann – möglichst breit gestreut – investieren. Nicht nur in Aktien, sondern auch in Anleihen, Immobilien oder andere Wertpapiere. Dies ergibt sich aus der Art des Sondervermögens. Wenn ein Fonds als ein sogennanter Aktienfonds vertrieben wird, dann dürfen je nach Anlagerichtlinie beispielsweise nur Aktien in dem Sondervermögen enthalten sein. Die zu erwartenden Renditen bewegen sich – je nach Art der gewählten Anlage – zwischen gut bis überdurchschnittlich gut.

Die Kosten sind hier ebenfalls recht hoch, da zu den Gebühren, z. B. für die Verwaltung des Fonds, auch Ausgabeaufschläge und Steuern gezahlt werden müssen. Die Renditen aus Investmentfonds gelten als steuerpflichtiges Einkommen, das in Deutschland für Privatpersonen pauschal mit 25 Prozent Abgeltungssteuer zzgl. Solidaritätszuschlag in Höhe von 5,5 Prozent und ggf. Kirchensteuer besteuert wird. Es gibt allerdings einige befreite Beträge – bei Aktienfonds sind z. B. 30 Prozent aller Erträge (Pauschalen, Dividenden, Verkaufserlös) seit 2018 steuerfrei. Bei Immobilienfonds ist der Prozentsatz der steuerbefreiten Erträge noch höher.

LAIQON bietet Anlegern Aktienfonds, Rentenfonds und Mischfonds, bei denen Fondsmanager, nach detaillierter Analyse, bestimmte Positionen auswählen. Beim Fondsmanagement konzentriert sich LAIQON für die Kunden auf den tatsächlichen Wert, die Wachstumschancen und die Erträge eines Unternehmens. So finden sich für unterschiedliche Anlageziele die passenden Lösungen.

Anleihen

Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, die von Unternehmen oder Staaten ausgegeben werden. Die Anleger leihen dem Staat oder dem Unternehmen Geld in Form von Fremdkapital, das sie am Ende zzgl. Zinsen wieder zurückerhalten – zumeist erhalten Anleger die anfallenden Zinsen via Kupons je Quartal zurück. Eine Anleihe unterscheidet sich von einer Aktie dahingehend, dass sich Anleger durch den Kauf einer Anleihe am Fremdkapital des Unternehmen beteiligen. Bei einer Liquidation der Gesellschaft werden demzufolge Fremdkapitalgeber des Unternehmens vor den Eigenkapitalgeber des Unternehmens bedient – analog der sogenannten Seniorität des Kapitals. Das Risiko bei Anleihen ist in der Regel deutlich geringer als bei Aktien, dafür fällt auch die zu erwartende Rendite niedriger aus.

Anlegerinnen und Anleger können Anleihen einzeln kaufen oder auch in Rentenfonds investieren. Bei einzelnen Anleihen fallen lediglich Kosten bei Kauf und Verkauf an, bei Fonds dagegen jährliche Verwaltungsgebühren.

Investoren sollten beim Kauf von Anleihen prüfen, wie diese von Ratingagenturen bewertet werden. Es gibt drei große Ratingsstandards und je nach Auslegung sollte die  Bonitätsnote mindestens bei „AA“ liegen. Die größten Rating-Agenturen der Welt sind Standard & Poor's (S&P), Moody's und Fitch.

Passiv investieren: Diese Möglichkeiten gibt es

Exchange Traded Funds (ETFs)

Mit börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds = ETFs) können Anleger einfach und vor allem kostengünstig Geld anlegen. Die ETFs bilden einen Index ab, wie z. B. den MSCI oder den DAX, und entwickeln sich in der Regel analog den entsprechenden Indizes.

Durch das Investment in mehrere Aktien, Anleihen und andere Titel verteilt sich das Risiko bei ETFs auf verschiedene Unternehmen, Länder und Branchen. So profitieren ETFs von einer breiten Diversifikation und einem geringeren Risiko.

Besser als der Index können ETFs jedoch nicht performen und Anleger werden mit dem Kauf von ETFs auch nicht zu Aktionären. Der Anteilserwerb geht nicht mit einem Stimmrecht einher – anders als beim Kauf von Aktien (es existieren Unterschiede zwischen Vorzugs- und Stammaktie). Dafür sind die Kosten für ETFs deutlich geringer, da sich im Hintergrund kein Fondsmanager aktiv um die Betreuung der einzelnen Anlageprodukte kümmert.

Im Rahmen des digitalen Vermögensaufbaus bietet LAIQON mit dem LAIC ADVISOR® eine spannende, KI-gesteuerte Lösung für Privatanleger und institutionelle Investoren, deren Anlageuniversum 12.000 Investmentfonds und ca. 3.000 ETFs umfasst.

Crowdinvesting

Bei der Frage „Aktiv vs. passiv investieren“ haben Investoren außerdem die Möglichkeit, auf Crowdinvesting zu setzen. Bei dieser passiven Art der Geldanlage wird in Immobilienprojekte, Start-ups oder andere Unternehmen investiert. Dafür werden sie am Gewinn des Projektes bzw. des Unternehmensbeteiligt.

Die Art des digitalen Investments eignet sich vor allem für Investorinnen und Investoren, die helfen wollen, Ideen in der Realität umzusetzen. Natürlich können Anleger hierbei sehr gute Renditen erzielen, aber ein Scheitern des Unternehmens oder des Projektes ist ebenfalls möglich. In diesem Fall ist das eingesetzte Kapital verloren.

Dafür ist das Crowdinvesting einfach und schnell möglich und Investoren fördern innovative Ideen oder spezielle Projekte, z. B. im Immobilienbereich.

Crowdlending

Das Crowdlending ist eine weitere Form des passiven Investments. Anlegerinnen und Anleger vergeben gemeinsam, als sogenannte Crowd Kredite an kleine Unternehmen oder Privatpersonen. Im Gegenzug erhalten die Geldgeber Zinsen.

Der Vorteil ist, dass Anleger bereits kleine Beträge investieren und ihr Risiko durch die Verteilung auf verschiedene Projekte breit streuen können. Die Renditechancen sind gut, allerdings ist auch beim Crowdlending ein relativ hohes Risiko des Kapitalverlustes gegeben.

Fazit

Investorinnen und Investoren haben die Möglichkeit entweder aktiv oder passiv Geld anzulegen. Um die Frage, welche Variante dabei besser ist, entstehen regelmäßig Diskussionen unter Verfechtern unterschiedlicher Anlagemöglichkeiten. Fakt ist: Das aktive Investieren ist kostenintensiver und Gebühren müssen stets von der erwirtschafteten Rendite abgezogen werden. Fest steht aber auch: Nur beim aktiven Investieren lässt sich die Benchmark übertreffen und eine höhere Rendite erwirtschaften als die Marktrendite.

Letztlich ist die Entscheidung „aktiv vs. passiv investieren“ immer eine individuelle, die von verschiedenen Faktoren abhängt. Sind Sie als Anleger bereits erfahren und verfügen über ein gut ausgeprägtes Finanzwissen? Haben Sie Zeit, selbst aktiv zu investieren oder sind Sie gewillt, die Kosten für einen Fondsmanager in Kauf zu nehmen? Sind Sie bestrebt eine höhere Rendite zu erwirtschaften? Oder wollen Sie Ihre Geldanlage stattdessen für sich arbeiten lassen ohne viel Wissen und ohne viel Geduld und Zeit aufzuwenden? Sind Ihnen niedrigere Kosten wichtig? Auch die Fragen nach Anlagehorizont und Anlageziel spielen bei der Entscheidung eine Rolle.

Kurz gesagt: Risikoärmere Möglichkeiten finden Anleger im Spektrum der passiven Investments, eine höhere Rendite als die der Märkte ist nur beim aktiven Investieren möglich.

Spezialtipp: Aktiv vs. passiv investieren – was funktioniert besser?

Diverse Studien der vergangenen Jahre, wie die der Professoren Eugene Fama und Kenneth French aus dem Jahr 2010, kamen zu dem Ergebnis, dass passives Investieren letztlich besser funktioniert als aktives Investieren. Prof. Markus Leippold und Roger Rüegg vom Institut für Banking und Finance der Universität Zürich haben 2018 im Rahmen ihrer Studie über 60.000 „Aktien- und Fixed-Income-Fonds untersucht und ihre Renditen direkt mit den konkurrierenden Indexfonds in der jeweiligen Investitionskategorie verglichen.“ Sie fanden heraus, dass aktives Management in einzelnen Regionen durchaus einen Mehrwert bietet. „Retail-Investoren schneiden jedoch aufgrund der höheren Gebühren im Durchschnitt schlechter ab als institutionelle Investoren“, heißt es auf der Website der Universität. Die Studie kommt laut der Neuen Zürcher Zeitung „zu dem Schluss, dass es auf dem globalen Fondsmarkt nach Gebühren keinen signifikanten Unterschied zwischen aktiv und passiv gibt.“

FAQ zum aktiven und passiven Investieren

Das hängt in erster Linie davon ab, wie viel Risiko Sie bereit sind einzugehen und wie viel Zeit und Aufwand Sie in Ihre Geldanlage investieren wollen. Kennen Sie sich mit den Märkten und den verschiedenen Anlagemöglichkeiten aus, verfügen Sie über Finanzwissen und streben eine besonders hohe Rendite an, sind aktive Investments vermutlich gut für Sie geeignet. Scheuen Sie hingegen höhere Risiken und soll Ihre Geldanlage möglichst wenig Aufwand mit sich bringen, empfehlen sich eher passive Investmentmethoden.

Das ist in jedem Fall ratsam. Ohne Vorwissen zu investieren, führt sicher nicht zum Ziel. Kennen Sie sich allerdings mit den Märkten und an der Börse gut aus – ein Finanzprofi müssen Sie dazu nicht sein – spricht sicherlich nichts gegen ein aktives Investment.

Sowohl beim aktiven als auch beim passiven Investieren können Sie bereits mit kleinen Beträgen starten. Jeder Anfang ist schwer, aber am Ende zahlt sich ein langfristiger Anlagehorizont meist aus.

Die Abgeltungssteuer muss grundsätzlich auf alle Gewinne aus dem Handel mit Wertpapieren abgeführt werden. Beim passiven Investieren über einen langen Zeitraum und Anlagemöglichkeiten, bei denen die Gewinne wiederangelegt werden – im Fachjargon spricht man hier von thesaurierenden Methoden – kann durch Ausnutzen des Stundungseffekts das wiederangelegte Geld über einen längeren Zeitraum Zinsen generieren. Allerdings ist eine Stundung nicht immer möglich und auch nicht in allen Fällen zu empfehlen.

Das ist sowohl beim aktiven als auch beim passiven Investieren möglich. Wenn Sie mit kleinen Beträgen an der Börse starten wollen, können Sie einen Aktiensparplan einrichten. Wer sicherheitsbewusster anlegen will, für den eignet sich z. B. ein ETF-Sparplan. Mit Sparplänen legen Sie regelmäßig und automatisch Geld an – idealerweise so, dass Sie es das Investment kaum bemerken. Hierfür sollte der Sparplan direkt mit dem Erhalt monatlichen Geldeingänge vom Konto abgehen.

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