Bei nachhaltigen Anlageprodukten setzen Fondsanbieter verschiedene Strategien an, die mitunter auch kombiniert werden. In einem Gespräch erläutert Ihnen Ihr Anlageberater, welcher Ansatz konkret verfolgt wird. Gleiches finden Sie auch in den vorvertraglichen Dokumenten wie z. B. dem Verkaufsprospekt eines Publikumsfonds. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen definiert verschiedene Anlagestrategien, darunter:
1. Ausschlusskriterien
Ausgeschlossen werden Zielinvestments, die bestimmte soziale, ökologische und governancebezogene Kriterien nicht erfüllen oder gegen internationale Normen und Standards verstoßen. Das können Unternehmen sein, die beispielsweise die Menschenrechte nicht einhalten, Waffen herstellen oder gegen Arbeitsnormen verstoßen. Mitunter werden auch spezifische Branchen ausgeschlossen.
2. ESG-Integration
Hierbei fließen ESG-Kriterien und -Risiken quantitativ und qualitativ in die Auswahl der Finanzprodukte ein. Der Integrationsprozess konzentriert sich auf den möglichen (positiven oder negativen) Einfluss von ESG-Themen auf die Finanzdaten von Unternehmen, die sich wiederum auf die Investmententscheidung auswirken. Dieser Ansatz wird häufig als Grundlage für Offenlegung nach Artikel 6 der Offenlegungsverordnung verwendet. ESG-Integration muss jedoch nicht zwangsläufig zu einem nachhaltigen Finanzprodukt führen, da es keine verbindlichen Ausschlüsse mit sich bringt.
3. Normbasiertes Screening
Fondsmanager überprüfen, inwieweit internationale Standards und Normen – u. a. der OECD, der Vereinten Nationen oder UNICEF – eingehalten werden. Das kann einen Ausschluss aus dem Anlageuniversum zur Folge haben.
4. Best-in-Class
Unternehmen werden bei diesem Ansatz positiv bewertet, wenn sie in ihrer Branche zu den nachhaltigsten Unternehmen zählen. Dabei wird keine Branche ausgeschlossen, weshalb unter Umständen auch Konzerne aus der Atom- oder Rüstungsindustrie bei diesem Anlageansatz berücksichtigt werden und im Portfolio der Anlegerin oder des Anlegers auftauchen können. Man hofft, dass dieser Ansatz alle Unternehmen in sämtlichen Branchen anspornt, im Bereich Nachhaltigkeit besser zu werden.
5. Engagement und Stimmrechtsausübung
Fondsanbieter treten hierbei mit Unternehmen in Kontakt oder nutzen ihre Stimmrechte als Aktionäre, um die Unternehmenspolitik in Richtung Nachhaltigkeit zu beeinflussen.
Es gibt noch weitere Ansätze und welche Anlagestrategie private Investoren letztlich anwenden, ist eine individuelle Entscheidung. Das FNG hat für seinen Marktbericht 2022 ermittelt, dass die meisten Anlegerinnen und Anleger in Deutschland am häufigsten die Anlagestrategien ESG-Integration, Ausschlüsse und normbasiertes Screening nutzen. Die drei häufigsten Ausschlusskriterien waren 2021 Menschenrechtsverletzungen, Korruption und Bestechung und Arbeitsrechtverletzungen.
Im Gegensatz zu den traditionellen Ansätzen, deren ESG-Einschätzung häufig überwiegend auf vergangenheitsbezogener Systematik beruht und oft nicht zwischen Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung unterscheidet, setzt LAIQON auf den SDG-Ansatz, der sich zukunftsgerichtet auf die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen bezieht. Das hat den Vorteil, dass die Zielsetzung im Einklang mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN steht, die ESG-Kriterien differenziert und positive Beiträge und Kontroversen klar abgewogen werden.